Amerikaner frieren nicht

Einen frostigen guten Morgen meine Lieben!
Gestern war es endlich soweit: Ich konnte mich mit viel Muehe dazu durchringen, die mitgebrachten Kopien fuer meine anstehenden Klausuren im Februar beginnen durchzuarbeiten. Und? Was soll ich sagen? Es war aetzend und ich durchweg unmotiviert! Auch Mark war gestern zu Hause. Er muss fuer seinen neuen Job, den er Ende Januar anfaengt, ein Essay ueber sein Berufsleben (die letzten zehn Jahre) schreiben. By the way - er war aehnlich motoviert wie ich. ;-) Dennoch trennten sich unsere Wege gegen 9am: er ging an den Rechner im Obergeschoss, ich an den Schreibtisch (incl. Rechner - bad thing!!!) im "Keller". Ausser das an- und ausgehen der Heizung hoerte ich stundenlang gar nichts. Gegen 1 jedoch oeffnete sich die Tuer zum basement und Mark kam mit einem kleinen Tablett die Treppe herunter. Darauf befanden sich eine Tupperdose mit Nudelsuppe, die er selbst erhitzt hat, ein zip-lock-bag mit Crackern, etwas Kaese und eine Serviette. "I brought you lunch!" Wow! Doch so schnell er da war, so fix war er auch wieder weg. Warum bitte bringt einem der Pfoertner mit der lustigen Frisur in der Thulb eigentlich das Mittagessen nicht an den Arbeitsplatz??? Hallo - Ich sitze in der dritten Etage am Fenster, direkt vor der einen Saeule....in der Anglistik. Ich bin dafuer, dass so ein "lunch service" eingefuehrt werden sollte! Der gute Pfoertner langweilt sich doch scheinbar eh den ganzen Tag, oder?
Meine Aufgabe am Nachmittag bestand darin, Avery zur Manikuere zu chauffieren. Warum Mark dafuer bloss nicht eingeteilt wurde??? *zwinker* Als Sasha davon Wind bekam, wollte sie natuerlich auch mit und schwuppdiwupp sass sie neben mir im Auto. Dies erfreute Avery, welche wir von der Schule abholten, weniger. Erstens wollte sie den Nachmittag mit mir allein verbringen und zweitens im Auto vorn sitzen. Bevor es also richtig losging, stand schon der erste Knatsch ins Haus. Ach - um auf den heutigen Titel zurueckzukommen: Gestern (etwa 5 Grad) sah ich Averys Freundin Caroline wie wie viele andere Amerikaner OHNE Jacke und darueber hinaus trug sie auch noch Ballerinas OHNE irgendeine Art von Socken!!!! Schon beim Hinsehen bekam ich Gaensehaut!
Ich hatte also zwei pubertierende Teenies im Auto. Die naechste Diskussion entstand, als Sasha urploetzlich ein Hungergefuehl ueberkam. Somit stoppten wir also auf dem Weg zu "Amazing Nails" noch bei "Manhattan Bagels" - sie bestellten beide einen Bagel, ich nen Kaffee. Als wir Sasha davon ueberzeugen konnte, dass wir keine Zeit haetten, den Bagel im Lokal zu essen, sondern sie ihn im Auto verputzen muessten, ging es also endlich weiter. Der Grund dieses Ausfluges soll nun an dieser Stelle genauer dargelegt werden: Avery nimmt an einem Kurs teil, in dem Sechs- und Siebtklaesslern Standardtaenze und Umgangsformen/Manieren beigebracht werden. Und gestern war der erste Abschlussball. Dafuer bekam sie extra ihre Naegel gemacht. Auch im Nagelstudio ging der Zoff weiter... Sasha lese doch Averys empfangene Nachrichten etc. Yep, richtig, die Maedels haben beide ihr eigenes Handy!
Der Abend endete damit, dass Malinda und ich Avery vom Ball abgeholt haben. Wir sind extra etwas frueher losgefahren, um das Geschehen noch ein bisschen beobachten zu koennen. Avery, die am Anfang gar keine Lust hatte, dort hin zu gehen, hatte scheinbar doch einen netten Abend. Sie sah in ihrem dunkelblauen etwas zu kurzen (ja, bei der einen Swing-Drehung lugte ihre Unterwaesche hervor...) sehr gut aus und ihr Tanzpartner Spencer war auch nicht zu klein fuer sie. Diese Befuerchtung hatte sie naemlich.
Die Erkenntnis des gestrigen Tages, Amerikaner frieren nicht, zeigte sich auch bei Avery. Bereits auf der Hinfahrt liess sie ihre mollig warme Winterjacke im Auto liegen und lief kurzaermlig in den Tanzsaal.
Bis morgen in alter Frische (im wahrsten Sinne des Wortes), Anika